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AutorenbildMartin Erb

Der Elektroautoschock in der Werkstatt

Unerwartet hohe Reparaturkosten verunsichern die Kunden


Photo: iStock


In den letzten Jahren wurden Elektroautos (E-Autos) von Herstellern als die umweltfreundliche und kosteneffiziente Alternative zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren angepriesen. Oft wird angeführt, dass diese Fahrzeuge weniger Wartung benötigen, seltener Pannen haben und insgesamt weniger anfällig für technische Defekte sind. Doch die Realität sieht komplexer aus, und aktuelle Berichte, insbesondere vom Manager Magazin, beleuchten die unerwartet hohen Reparaturkosten, die bei Elektroautos auftreten können.


Mythos der wartungsarmen Fahrzeuge Die Vorstellung, dass E-Autos kaum Wartung benötigen, wird durch die Abwesenheit traditioneller Komponenten wie Kupplung, Schaltgetriebe und Ölwechsel gefördert. Während es wahr ist, dass Elektrofahrzeuge weniger bewegliche Teile haben, gibt es dennoch spezifische Herausforderungen. Wenn ein E-Auto aus unerwarteten Gründen in die Werkstatt muss, können die Kosten explodieren. Diese Kosten sind vor allem auf die Preisgestaltung für spezielle Ersatzteile und die Komplexität der Reparaturen zurückzuführen.


Pannenstatistik und ihre Bedeutung Die gute Nachricht für E-Autofahrer ist, dass sie seltener Pannen erleben als ihre benzinbetriebenen Pendants. Laut ADAC-Statistik ist erleiden Elektroautos nur 2,8 Pannen pro 1000 Fahrzeuge im Vergleich zu 6,4 für Verbrenner. Dennoch ist es entscheidend zu beachten, dass, obwohl E-Autos seltener stehenbleiben, die finanziellen Folgen erheblich sein können, wenn sie doch in die Werkstatt müssen, .


Hochproblematische Mängel und Rückrufe Im Gegenzug alarmiert die Tatsache, dass bedeutende Modelle wie das Tesla Model 3 bei der Hauptuntersuchung häufig durchfallen. Dies wird vor allem durch häufige Mängel an Bremsen, Beleuchtung und Achsaufhängungen verursacht – Faktoren, die nicht nur teuer in der Behebung sind, sondern auch die Sicherheit der Fahrzeuge betreffen. Im TÜV-Report 2024 belegt das Model 3 einen enttäuschenden Platz 111. Zudem berichten Untersuchungen, dass fast 19 % der E-Autos von Rückrufaktionen betroffen sind, was eine signifikant höhere Zahl im Vergleich zu nur 5 % bei Verbrennern ist.


Reparaturkosten im Detail Die höheren Reparaturkosten von Elektroautos sind ein heikles Thema - insbesondere für die Versicherer. Berechnungen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigen, dass E-Autos im Vergleich zu herkömmlichen Fahrzeugen 20 bis 25 % teurere Reparaturen aufweisen.

Ein Hauptgrund sind Preise der Batterien, die nach Unfällen oft ersetzt werden müssen. Beträge von bis zu 40.000 Euro für einen Batterieaustausch können im schlimmsten Fall zu einem wirtschaftlichen Totalschaden führen, selbst wenn die restlichen Fahrzeugteile noch intakt sind.


Unzureichende Daten und Unterstützung bei Reparaturen Zusätzlich müssen Werkstätten oft ohne ausreichende Diagnosedaten arbeiten, da Hersteller Informationen nur ungern freigeben. Diese Daten sind entscheidend zur Beurteilung des Zustands einer Batterie, was bei der Diagnose helfen könnte. Das Fehlen dieser Daten kann dazu führen, dass entweder falsche Diagnosen gestellt werden oder teurere Reparaturen notwendig sind, was wiederum die Kosten für den Endverbraucher in die Höhe treibt.


Steigende Arbeits- und Ersatzteilpreise Ein weiterer Faktor sind die steigenden Preise für essentielle Ersatzteile. Laut GDV steigen die Preise für wichtige Teile erheblich schneller als die allgemeine Inflationsrate. Im selben Zeitraum von 2013 bis 2023 stiegen die Ersatzteilpreise um über 70 %. Diese Kostensteigerungen betrafen nicht nur neue Teile, sondern auch gebrauchtes Material. Versicherer erlauben zunehmend die Verwendung von gebrauchten Teilen, um die Ausgaben zu senken. Die steigende Nachfrage nach Gebrauchteilen treibt aber auch da die Preise überproportional nach oben.


Der Einfluss steigender Stundensätze Die Stundensätze in Kfz-Werkstätten sind ebenfalls ein bedeutender Kostenfaktor. 2022 lag der durchschnittliche Preis pro Werkstattstunde bei 173 Euro – ein Anstieg um 5,5 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Preise für die Arbeitsstunden bei der Reparatur von Elektroautos können sogar bis zu 100 bis 200 Euro über dem Preis für Verbrenner liegen, was die Gesamtrechnung weiter in die Höhe treibt. Hier nutzen die Werkstätten den Mangel an Fachkräften schamlos aus. Fehlen landauf landab ohnehin schon Mechatroniker so ist der Mangel für Fachleute, die an Hochvolttechnologie ausgebildet sind, besonders gravierend.


Ausblick und Fazit Eines bleibt jedoch klar: Trotz der vielen Vorteile, die Elektroautos bieten, stehen Verbraucher noch vor einer Reihe von Herausforderungen, insbesondere wenn es um unerwartete Reparaturkosten und Mängel geht. Langfristig gibt es jedoch Hoffnung, dass Hersteller Lösungen präsentieren werden, um die Wartungskosten zu senken und die Reparaturprozesse zu optimieren. Viele Experten, einschließlich Vertreter des Kraftfahrzeuggewerbes, sind optimistisch, dass steigende Qualitätsstandards und technologische Fortschritte dazu führen werden, dass E-Autos in Zukunft nicht nur in Bezug auf Umweltfreundlichkeit, sondern auch hinsichtlich der Kosten überzeugen werden.

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