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AutorenbildMartin Erb

Im Drift auf öffentlichen Straßen


Bildnachweis: Gefunden auf YouTube Pat's Tracktest


Ist Ihnen schon mal jemand so entgegengekommen? Mir vor wenigen Tagen schon! Und zugegeben, obwohl ich schon seit über 40 Jahren viel mit dem Auto unterwegs bin, war es eine neue Erfahrung. Meine spontane Reaktion oszillierte von der Bewunderung über dieses gelungene und zugegebenermaßen schwierige Fahrmanöver und absolutem Unverständnis über diesen Leichtsinn und der Gefährdung meiner Gesundheit hin und her.

Am Ende blieb das Gefühl von Dankbarkeit zurück, dass mein Schicksal es gut mit mir gemeint hat. Wurde ich doch an einen Unfall in meiner Jugend erinnert, bei dem wir (ein Freund und ich als Beifahrer) von einem sich selbst überschätzenden Fahrer auf der Landstraße in einer langgezogenen Kurve "abgeschossen" wurden und uns nach einem gewaltigen Crash in der angrenzenden Wiese wiederfanden. Auto Totalschaden, ich unverletzt, mein Freund mit schwerer Stauchung des linken Beins auch vergleichsweise glimpflich davon gekommen.

Was also wenn der Drift misslingt und es zu einem Unfall kommt. 


1. Frage: Zahlt die Versicherung des Verursachers? 

Antwort: Kommt darauf an! 

Auf was, wurde im Rahmen eines Gerichtsverfahrens in einem ähnlichen Fall vor Kurzem in Coburg behandelt.


17.5.2024 – Schließen die Bedingungen eines Vollkaskoversicherers Schäden infolge von Vorsatz, nicht aber solche durch grobe Fahrlässigkeit aus, ist der Versicherer zur Leistung verpflichtet, wenn das versicherte Fahrzeug infolge eines verunglückten vermeintlich kunstvollen Fahrmanövers beschädigt wird. Das geht aus einem am Mittwoch veröffentlichten Urteil des Landgerichts Coburg vom 26. Januar 2024 hervor (24 O 366/23).


Der Entscheidung lag die Klage des Halters einer Chevrolet Corvette zugrunde. Der hatte mit dem Fahrzeug im Jahr 2023 in Begleitung eines Beifahrers unter gezieltem Durchdrehen der Fahrzeugräder zweimal in einem sogenannten Drift einen Kreisverkehr umrundet.

Bei der Ausfahrt aus dem Kreisel verlor der Mann die Kontrolle über sein Fahrzeug. Das Auto stieß gegen einen Bordstein und anschließend gegen eine Mauer.


Vollkaskoversicherer muss zahlen


Der Autofahrer verlangte von seinem Vollkaskoversicherer, den Fahrzeugschaden zu ersetzen. Doch dieser verweigerte die Leistung. Sein Argument: Die vorsätzliche Verursachung von Schäden sei nicht versichert. Im Übrigen seien auch Schäden infolge eines Rennens vom Versicherungsschutz ausgeschlossen.

Der Mann zog daher vor das Coburger Landgericht. Das verurteilte den Versicherer dazu, dem Versicherten Versicherungsschutz für das Schadenereignis zu gewähren.


Verzicht auf den Einwand grober Fahrlässigkeit


Entscheidend war, dass bedingungsgemäß zwar Schäden infolge Vorsatz sowie eines Rennens nicht versichert waren. Auf den Einwand grober Fahrlässigkeit hatte der Versicherer jedoch ausdrücklich verzichtet.

Dass er sein Fahrzeug vorsätzlich beschädigt hatte, konnte dem Kläger nach Ansicht des Gerichts nicht nachgewiesen werden. Es spreche im Gegenteil vieles dafür, dass er darauf vertraut habe, dass das Driftmanöver gelingt.


Der Unfall habe sich auch nicht im Rahmen eines Rennens ereignet. Denn das klägerische Fahrzeug sei zu diesem Zeitpunkt das einzige weit und breit gewesen. Die Entscheidung ist mittlerweile rechtskräftig.


2. Frage: Begeht man beim Driften eine Ordnungswidrigkeit oder Straftat?

Antwort: Kommt darauf an!

Driften: Ist der Fahrspaß in der Kurve illegal?

Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024

Der Bußgeldkatalog sieht Driften nicht als eigenständigen Tatbestand vor. Diese Fahrweise kann allerdings mit verschiedenen Verstößen einhergehen, die im Bußgeldkatalog vorkommen.

Kann ich legal driften?

Ja, das ist etwa im Rahmen von Fahrsicherheitstrainings oder in speziellen Drift-Schulen möglich. Damit die Verkehrssicherheit nicht beeinträchtigt wird, sollten Sie nur auf nicht öffentlichem Gelände driften. Selbstverständlich dürfen Sie hierfür keinen Hausfriedensbruch begehen.

Noch mehr zum Thema finden Sie unter 


WARNUNG des Autors


Das was in diesem Artikel als Fahrsicherheitstraining bezeichnet wird, verdient den Namen nur bedingt. Selbst wenn Driften auf abgesperrtem Gelände geübt wird, befähigt das die Teilnehmenden kaum, ein solches Fahrmanöver auch einigermaßen sicher zu beherrschen. Es verführt aber immer wieder einige der Teilnehmenden dies im Alltag auszuprobieren und das ist alles andere als eine Erhöhung der Sicherheit, wie das Beispiel des Corvette - Fahrers eindrucksvoll belegt.

In Fahrtrainings die wirklich die Sicherheit erhöhen, würden derartige Manöver gar nicht trainiert, sondern vorausschauendes Fahren, die auch einen ungewollten Drift (Übersteuern des Fahrzeugs) erst gar nicht entstehen lassen.

Dazu kommt, dass bei modernen Fahrzeugen ein Drift durch die Sicherheitstechnik (z.B. Dynamic Stability Control - kurz DSC genannt) gar nicht möglich wäre. Bzw. nur dann, wenn sie bewusst ausgeschaltet wird.


Für mehr Sicherheit im Straßenverkehr: riskguard.ch

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